WELT TV: Christopher Nehring zu „Wegwerf-Agenten“

Russische Geheimdienste intensivieren nach Erkenntnissen des Bundeskriminalamts ihre Aktivitäten in sozialen Netzwerken wie TikTok, Instagram und Telegram, um in Deutschland sogenannte „Wegwerf-Agenten“ anzuwerben. Zielgruppe sind insbesondere junge und unerfahrene Menschen, die gegen geringe Geldbeträge Aufgaben übernehmen, deren sicherheitsrelevante Dimension sie häufig nicht erkennen. Dazu zählen unter anderem Drohnenflüge, Akte des Vandalismus oder Brandstiftungen.
Das Bundeskriminalamt und der Verfassungsschutz warnen vor diesen Entwicklungen und haben Aufklärungskampagnen gestartet. Für die Beteiligten besteht ein erhebliches strafrechtliches Risiko, da Handlungen dieser Art als Spionage oder Sabotage gewertet werden können und bis zu zehn Jahre Haft nach sich ziehen.
Die Rekrutierungsbemühungen sind Teil einer umfassenderen Strategie Russlands, die sich in den Bereich der hybriden Kriegsführung einordnet. Ziel ist es, die Bundesrepublik Deutschland innenpolitisch zu destabilisieren, das Vertrauen der Bevölkerung in staatliche Institutionen zu schwächen, die Funktionsfähigkeit kritischer Infrastrukturen zu beeinträchtigen und gesellschaftliche Spannungen zu verschärfen. Die Nutzung sozialer Netzwerke als Rekrutierungsplattform zeigt, wie stark digitale Räume inzwischen als Instrument geopolitischer Auseinandersetzungen fungieren.
Vor diesem Hintergrund kommt der Förderung von Medienkompetenz, digitaler Resilienz und sicherheitspolitischer Aufklärung eine zentrale Bedeutung zu. Nur durch eine Kombination aus staatlichen Maßnahmen, gesellschaftlicher Sensibilisierung und individueller Wachsamkeit kann der Versuch externer Akteure, das demokratische Fundament der Bundesrepublik zu untergraben, wirksam abgewehrt werden.